Hänger bei der Fällung – ein schwer kalkulierbares Risiko

Fast jedem Waldbesitzer und Forstwirt ist das schon mal passiert. Man hat vor der Fällung den Baum begutachtet, die Fällrichtung bestimmt, den Arbeitsplatz am Baum freigemacht und die Rückweiche festgelegt und freigeräumt. Man legt den Fallkerb an, führt den Fällschnitt aus, setzt den Keil, der Baum kommt in Bewegung, man tritt auf die Rückweiche und, und … der Baum neigt sich ein Stück weit, fällt aber nicht und bleibt an einem Nachbarbaum hängen.

Besonders tückisch sind hier dürre Bäume. Diesen Bäumen fehlt das Gewicht in der Baumkrone, so dass schwache Äste von Nachbarbäumen ausreichen, damit der Baum am Fallen gehindert wird und sich in dem aufhaltenden Baum „verkrallt.“  

Die Trockenjahre 2018 und 2019 führten dazu, dass insbesondere Fichten und Kiefern in hoher Anzahl infolge Schädlingsbefalls oder Trockenstress abgestorben sind. Das motormanuelle Fällen und Aufarbeiten dieser Bäume führt in dichten Beständen sehr häufig dazu, dass „Hänger“ produziert werden. 

Das strikte Befolgen der Unfallverhütungsvorschriften ist jetzt sehr wichtig. Danach sind hängengebliebene Bäume unverzüglich fachgerecht zu Fall zu bringen, ehe mit der Fällung eines weiteren Baumes begonnen wird. Sollte dies nicht möglich sein, ist der Gefahrenbereich zu kennzeichnen und gegebenenfalls abzusperren. In keinem Fall dürfen weitere Bäume im Umkreis gefällt werden, solange der aufgehängte Baum noch nicht zu Boden gebracht ist.

Aufgehängte Bäume sind fachgerecht unter Einsatz der Seilwinde oder anderer geeigneter Hilfsmittel abzuziehen oder mittels Wendehaken abzudrehen oder ggfs. im schwachen bis mittelstarken Holz mit gekreuzten Stangen wegzuhebeln.  

Leider wird dies in der Praxis nicht von jedem Waldbesitzer beherzigt. Eine Situation, wie auf Bild 1 vorgefunden, ist unbedingt zu vermeiden. Hier wurden mehrere Bäume unfachmännisch „umgesägt“ und an den Nachbarbäumen aufgehängt. Das Zufallbringen und Aufarbeiten dieser Bäume ist mit einem hohen, kaum zu kalkulierenden Unfallrisiko verbunden. Zudem stellt eine solche Situation eine erhebliche Gefährdung für Waldbesucher dar, insbesondere deshalb, weil der Waldbesitzer den Gefahrenbereich nicht gekennzeichnet und nicht abgesperrt hat.

Das Fällen und Aufarbeiten von derartigen dürren Bäumen sollte grundsätzlich mittels Maschine erfolgen, weil diese Verfahrensweise in der Regel das beste und sicherste Arbeitsverfahren ist.
Ist eine motormanuelle Fällung vorgesehen, so sind Arbeitsverfahren mit Seilunterstützung anzuwenden, um die Bäume sicher zu Boden zu bringen.  

Wichtige Voraussetzung für das sichere Aufarbeiten von Schadholz ist die Fachkunde des Ausführenden. Die Sicherheitsfälltechnik unterstützt die zielgenaue Fällung und ermöglicht es, auch diese dürren Bäume sicher und unfallfrei zu fällen. Denn auch hier gilt: „Du bestimmst, wann Dein Baum fällt!“


Bild 1: Unfachmännisch durchgeführte Fällschnitte führten zu den Hängern und einer Situation, mit einem sehr hohen Unfallrisiko. Die roten Sterne markieren die aufgehängten Bäume.


Bild 2: Ein Harvester produziert keine Hänger; auch in dichten Beständen bringt er die Bäume sicher und bestandsschonend zu Boden.

Bild und Text: Martin Thoma – SVLFG

Skip to content