Tugendsamer Leo heiratet ehrsame Ludowika

Am Übergang des Gäubodens zum unterbayerischen Hügelland „Braut“ sich was zusammen. Ewig mussten die Schneidinger und Reißinger auf eine Faschingshochzeit warten. Am Faschingssamstag, 2. März 2019, ist es soweit: Die Schneidigen Reißer vermählen den tugendsamen und vielgeehrten Leopold Schrayer aus Oberschneiding (Stefanie Lichey) mit der kreuzbraven und ehrsamen Jungfrau Ludowika vom Forstberg zu Reißing (Daniel Forster).

Die Brautlader und zugleich das Organisationsteam ziehen aus, um wichtige Gäste und „Extrige“ persönlich einzuladen. Den Auftakt machten Claudia Anzinger, sie zettelte das Spektakel an, Katrin Geiger, Daniela Wiltschko, Christian Schambeck, Franz Sigl, Michaela Bernhard und Brautführer Andreas Aichinger diese Woche. Ihr erster Weg führte samt Brautpaar und den Musikanten Hubert Hillenbrand und Günter Mauerer zum Haus von Bürgermeister Ewald Seifert und Ehefrau Gertraud.

Das Musiker-Duo stattete die Hochzeitslader mit Teufelsgeige, Schoas-Trommel oder Fanfaren aus. Die munter zusammengewürfelte Blaskapelle spielte auf und die Einladung wurde „boarisch mid Gstanzl aufgsunga.“ Bürgermeister Ewald Seifert und Gertraud standen in nichts nach und sagten in Vierzeilern zu. „Seit ich Bürgermeister bin, hat es keine Faschingshochzeit gegeben.“ Der Rathauschef, seit 2002 im Amtssessel, freut sich über die freiwillige Vermählung zwischen den Dörfern. Eine erste Zwangsehe fand im Jahre 1978 statt, als Reißing im Zuge der Gebietsreform eingemeindet wurde. 40 Jahre später könnte man das als standesamtliche Trauung bezeichnen, der vor sieben Jahren die kirchliche folgte. Die Pfarreien Oberschneiding und Reißing wurden im Jahr 2011 zusammengeführt. Jetzt, im verflixten siebten Jahr, laufen die Planungen für die weltliche Hochzeitsfeier. Hochzeitsladerin Claudia malte nach altem Brauch eine Blume mit Datum an die Haustüre, damit die Einladung ja nicht vergessen wird. Das Aufgebot hatten die Hochzeitslader auf dem Faschingsmarkt bereits bestellt und der künftigen „buckligen Verwandtschaft“, dazu gehören am Hochzeitstag alle, die dem Schauspiel beiwohnen, den Kammerwagen nicht vorenthalten.

Dass sich Bürgermeistersgattin Gertraud auf die „Hochzeit vadraht“ nach dem Motto „Wer woas, wos moang is“ freut, merkte ihr Ehemann recht schnell: „Dann bin ich Bürgermeisterin und du“, weiter kam sie nicht, denn die Lader vervollständigten den Satz: „bist du zuständig für das Kuchenbuffet.“ Ehepaar Seifert bat die mittlerweile hungrige und durstige Hochzeitslader-Gesellschaft zu Tisch und Gertraud zapfte ein Fässchen Bier an.

Bis zur offiziellen Verlobung am Samstag, 26. Januar 2019, im Gasthaus Gierl in Reißing werden die Hochzeitslader unterwegs sein und die Gäste einladen, damit sich alle am Samstag, 2. März 2019 „duscht, kampelt, gschneutzt und gschniegelt“ am Kellnerhof in Oberschneiding einfinden.
 
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Boarisch aufgsunga mid Gstanzln: Die Hochzeitslader zogen aus, um die ersten „Extrigen“ einzuladen.
 
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Claudia Anzinger (v.l.) malte die Einladung an die Haustüre von Gertraud und Ewald Seifert für die Hochzeit von Ludowika und Leopold.
 

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Für die „Hochzeit vadraht“ tauschte der Bürgermeister die Rolle mit seiner Ehefrau an Ort und Stelle: Frau Bürgermeisterin zapfte das Fässchen an.

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Die Hochzeitslader mit Brautpaar Ludowika (vorner, 2.v.l. und Leopold (3.v.l.) machten bei Bürgermeister Ewald Seifert und Ehefrau Gertraud (2. u. 3. v.l.) die erste Aufwartung.

 
Text und Fotos: Christine Schmerbeck – Ein Bericht hierzu erschien am 16.06.2018 im Straubinger Tagblatt
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