Volkstrauertag in Würde begangen
Am Vorabend des Volkstrauertages gedachte die Pfarrei Reißing der Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege, aber auch der Kriegs.-und Gewaltopfer dieser Tage. In einem Fackelzug, angeführt durch den Gäubodenspielmannszug Oberschneiding zogen der Krieger-und Reservistenverein Reißing, Bürgermeister Ewald Seifert, Soldatinnen und Soldaten der Patenkompanie vom Lehr-und Ausbildungszentrum Einsatz (LAZE) aus dem Standort Feldkirchen mit Stabshauptmann Fuß und die Ortsvereine in die Pfarrkirche Reißing ein, wo Pfarrer Dr. Peter Maier den Gedenkgottesdienst zelebrierte.
Der Volkstrauertag, ein Gedenktag für die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege soll uns erinnern an das Leid das bis heute andauert. Darum sei es wichtig für den Frieden und die Freiheit einzutreten, richtete Pfarrer Peter Maier an die Gottesdienstbesucher.
Nach der Messfeier nahmen Bürgermeister, Ehrengäste, der KuRV Reißing, die örtlichen Vereine sowie Pfarrgemeinde Aufstellung am Ehrenmal. Hier gedachte Pfarrer Peter Maier zunächst der vielen Opfer von Krieg und Gewalt bis in die heutige Zeit. Gemeinsam betete man dann für die vielen Toten und um den Erhalt des Friedens. „Frieden und Freiheit, das sind die Grundlagen jeder menschenwürdigen Existenz.“ Mit diesem Zitat von Konrad Adenauer, eröffnete Bürgermeister Ewald Seifert seine Ansprache am Ehrenmal. Wir gedenken der gefallenen Soldaten und der getöteten Zivilisten; wir erinnern an Menschen, die in der Gefangenschaft oder auf der Flucht umkamen; wir gedenken der Männer und Frauen, die ihren Widerstand gegen die Diktatur mit ihrem Leben bezahlen mussten. Aber nicht nur während der beiden Weltkriege gab es Krieg und Gewalt. Auch jetzt, während wir uns zu einer stillen Stunde des Innehaltens, der Trauer und des Erinnerns versammelt haben, kämpfen woanders Menschen um ihr Leben oder sind in ihrer Freiheit bedroht, ob in Syrien oder irgendwo in den Weiten Afrikas. Frieden ist auf dieser Welt noch lange nicht. Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, der Volkstrauertag soll uns davor bewahren, die Opfer von Krieg und Gewalt zu vergessen. Denn wenn niemand mehr an sie denkt, dann sind sie endgültig tot, dann kann ihr Schicksal keinem mehr etwas sagen. Der Volkstrauertag setzt hier ein Zeichen und er fragt danach, welche Schlüsse sich aus der Vergangenheit ziehen lassen; er fragt, wo wir heute stehen und welche Werte uns wirklich wichtig sind.
Eine Demokratie in Frieden und Freiheit
In Europa haben die politisch Verantwortlichen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf Annäherung und Aussöhnung gesetzt. Dieser Weg war oft nicht leicht, aber er erwies sich als gangbar und wirkungsvoll. Er hat Europa die längste Friedensepoche seiner Geschichte gebracht. Heute erleben wir vielfach, wie sich manchmal schon im kleinen Kreise roher Streit und Missgunst, Neid und Hass wegen zum Teil nichtiger Anlässe herausbilden. Das sollte uns aufmerksam machen und wir sollten uns gegen solche Entwicklungen stellen. Eine Demokratie in Frieden und Freiheit braucht Menschen, die sich für sie einsetzen, die sie schützen und stärken.
Ein Gedenktag wie der Volkstrauertag soll uns alle dafür sensibilisieren, bedrohliche Entwicklungen oder die Verharmlosung von Gewalt rechtzeitig zu erkennen und jeden Menschen zu achten, ungeachtet seiner Herkunft oder seiner Konfession. Denn: Die Würde des Menschen ist unantastbar – Und doch wird sie jeden Tag verletzt.Der Respekt vor der Würde des Anderen beginnt nicht mit der Frage, ob man eine Waffe auf ihn richtet. Wer Hass sät und geistige Brände stiftet, der ist demjenigen sehr nahe, der in menschenverachtender Überzeugung Steine von Gerüsten auf Polizisten wirft. Die Zustände, die wir heuer in Hamburg mit ansehen mussten, mögen zwar in ihrem Ausmaß für so manchen überraschend gewesen sein, ohne Vorgeschichte sind sie aber nicht. Diejenigen, die Rekrutengelöbnisse stören und Polizeibeamte angreifen, sind Personen, die mit Begriffen wie Ehre, Anstand, Recht und Ordnung nichts anzufangen wissen. Auch Respekt und Vaterlandsliebe sind ihnen weitestgehend fremd. Was würden uns die gefallenen und vermissten Soldaten heute sagen, wenn sie solche Bilder sehen würden? Wie würden sie unsere heutige Wohlstandsgesellschaft mit all ihrem Desinteresse für die Belange der Allgemeinheit empfinden? Als leichtsinnig, unvorsichtig, …?
Und was werden die Soldatinnen und Soldaten und unsere Polizisten in zehn oder zwanzig Jahren sagen, wenn sie weiterhin miterleben müssen, wie der Respekt vor den Hütern von Sicherheit und Ordnung schwindet. Wird es dann noch Mitmenschen geben, die bereit sind, uns zu verteidigen und zu schützen?
An dieser Stelle danke ich den Soldatinnen und Soldaten unserer Pateneinheit LAZE anlässlich unseres 10jährigen Patenschaftsjubiläums besonders herzlich für ihren wertvollen Dienst.
Wo auch immer Sie herkommen, ob aus Niederbayern oder Norddeutschland, aus dem Westen der Republik oder dem Osten. Bei uns können Sie sicher sein, dass Sie anerkannt, geschätzt und wenn Sie so wollen, jederzeit zu Hause sind.
Die Menschen verändern sich: Man kann ohne gutes Benehmen weit kommen, wenn Medien es wollen und unbedachte Menschen es zulassen. Eine gewisse Verrohung der guten Sitten bemerkt man auch bei uns. Die Menschen werden aggressiver, immer mehr glauben, dass es nichts Wichtigeres gibt als das eigene ICH. Deshalb meine herzliche Bitte: Lassen Sie uns denjenigen danken und mit Respekt entgegentreten, die sich für uns alle einsetzen, die in Bundeswehr, Polizei und den Rettungsdiensten ihr Leben und ihre Gesundheit riskieren, um für uns alle ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten. Lassen Sie uns auch all denen dankbar sein, die sich in schwerer Nachkriegszeit dafür entschieden haben, unsere europäischen Völker in eine friedliche Zukunft zu führen. Und lassen wir es nicht zu, dass unsere gefallenen und vermissten Soldaten und alle Zivilpersonen, die ein unbeschreibliches Maß an Leid und Trauer ertragen mussten, vergessen werden, sondern helfen wir alle gemeinsam mit, dass ihnen ein ehrendes Andenken in unserer Gemeinde sicher ist.
Stabshauptmann Fuß sprach im Namen der Patenkompanie Lehr-und Ausbildungszentrum Einsatz (LAZE) und drückte dabei seinen Respekt vor den Millionen Opfern von Krieg und Gewalt aus.
Er sagte, mit jedem Jahr, an dem wir uns an diesem Ehrenmal versammeln, nimmt die Zahl der , die die unmenschlichen Gräueltaten der Kriege erlebt haben ab und wir können uns glücklich schätzen, in Deutschland nun auf eine lange Zeit des Friedens zurückblicken zu dürfen. Verfolgt man täglich aufmerksam die Nachrichten aus aller Welt, so wird einem dieses Glück in besonderem Maße bewusst. Die Regionen, in denen wir Unterdrückung, Gewalt, Krieg, Vertreibung und „ethnische Säuberungen“ erleben nehmen zu und rücken immer näher an unsere Heimat heran. Zum Teil sind ihre Folgen in Form von Terror, aber auch in den letzten Jahren durch die vielen Vertriebenen und Schutzsuchenden schon mitten unter uns und wir müssen uns neben dem jährlichen Gedenken wieder aktiv damit auseinandersetzen.
Als Zeichen der Verbundenheit und im Namen der Gemeinde Oberschneiding legte der Bürgermeister am Ehrenmal einen Kranz nieder. Während der Gäubodenspielmannszug auf den Trompeten das Lied vom „Guten Kameraden“ intonierte, senkten sich die Fahnen und die Böllerschüsse abgefeuert vom Kanonier Willi Reichl halten in den Abendhimmel.
Am Ehrenmal wurde eine eindrucksvolle und würdige Gedenkfeier abgehalten.
Text und Foto: Gerhard Schindlmeier – Ein Bericht hierzu erschien auch im Straubinger Tagblatt