"Die Ortsmitte braucht a Leb`n"

Nach über zehn Jahren und vier verfehlten Spatenstichen ist Schneidinger Mitte eingeweiht

2014-07-25 Einweiung SM Tagblatt

Endlich: Bei einem lockeren Stehempfang eröffnete Bürgermeister Ewald Seifert (Mitte) im Beisein von zahlreichen Ehrengästen sowie Eigentümern und Mietern der Schneidinger Mitte das generalsanierte Gebäude.

2014-07-25 Segnung SM Tagblatt

Pfarrer Ernst und Pfarrer Dr. Maier (von links) weihten alle Räume, darunter auch die Praxis von Zahnarzt Walter Martini (Mitte), unter Beisein von Bürgermeister Ewald Seifert und Landrat Josef Laumer (rechts) ein.

Viermal stand Bürgermeister Ewald Seifert kurz vor dem Spatenstich für die „Schneidinger Mitte“. Nach über zehn Jahren und zahlreichen Schwierigkeiten konnte er nun am Montag endlich bei der Einweihung des Wohn-und Geschäftshauses antreten-auch wenn das nun kein Neubau ist, sondern das denkmalgeschützte und generalsanierte Gasthaus „Zur Post“ aus dem Jahr 1829. Die Motivation der Verantwortlichen für das Projekt ist trotz der eine oder anderen Planänderungen indes über die Jahre hinweg die Gleiche geblieben: “ Die Ortsmitte braucht a Leb`n“, sagte Seifert bei der offiziellen Eröffnung. 

Erst am Montagnachmittag hatten die Handwerker das Haus verlassen und es wurde unter den Gästen spekuliert, dass diese wohl schon am Dienstag zurückkehren werden. Denn ganz fertig ist das neue Geschäftshaus nach der Generalsanierung noch nicht. Das lässt von außen das Gerüst erkennen, aber auch innen hängt noch nicht jede Lampe an der richtigen Stelle.
Dennoch war für alle Gäste sichtbar, was hier geleistet worden ist: Was ehemals ein Gasthaus mit Stallungen war, ist nun ein modernes Gebäude mit historischen Elementen wie die Holzbalken an der Decke im Obergeschoss. Mit der Sanierung des Hauses will die Gemeinde den Ortskern von Oberschneiding mit Leben erfüllen. Für die anstehende Gestaltung der Außenanlagen hat sich Seifert wiederum eine Frist gesetzt. Dieses Mal soll diese zeitnaher sein und zwar bereits Ende diesen Jahres. Die Außengestaltung wird im Rahmen der laufenden Dorferneuerung umgesetzt.

Rund ein Jahrzehnt-so lange dauerte dieses Großprojekt mit letztendlich Kosten für die Sanierung von 1,85 Millionen Euro, das zugleich Seiferts erstes großes als Bürgermeister in Oberschneiding war. Diese Zeit wollte der Bürgermeister bei der Eröffnung jedoch nicht in vollem Maße Revue passieren lassen. Denn die Schwierigkeiten und immer wiederkehrenden Rückschläge würden „einen ganzen Abend füllen“, so Seifert und er fügte an: „Und Sie wollen doch einen angenehmen Abend haben.“ Es habe sich letzten Endes ausgezahlt, dass die Gemeinde über die Jahre hinweg durchgehalten habe, auch wenn sich immer wieder Probleme auftaten. Die Suche nach einem Zahnarzt für die Schneidinger Mitte gestaltete sich beispielsweise problematisch. Der war dem Bürgermeister wegen der medizinischen Versorgung in der Gemeinde aber besonders wichtig, wie er schon im Jahr 2004 in einem Gespräch mit unserer Zeitung sagte.

Nach vier verfehlten Spatenstichen habe die Gemeinde das Projekt erst mal ruhen lassen. „Es lag nicht an unserem Konzept“, versicherte Seifert rückblickend. Durch den Erwerb des historischen, denkmalgeschützten Gebäudes kam dann das Projekt erneut ins Laufen. Und es blieb auch am Laufen. Einen Zahnarzt hat die Gemeinde nun für das Geschäftshaus gefunden. Auch einen Geschäftsstelle einer Bank, eine Physiotherapie-Praxis, eine Fahrschule sowie ein Zertifizierungsunternehmen finden sich in unmittelbarer Nähe von Rathaus, Kirche, Gaststätten und Geschäften. Nur noch eine Wohnung beziehungsweise Büro ist frei.

Den kirchlichen Segen erhielten all diese Räume von den Priestern Heinz-Günther Ernst und Peter Maier. Dieser betonte die Bedeutung des Gebäudes für Oberschneiding, indem er den Traum von der Schneidinger MItte mit dem WM-Traum der Deutschen verglich. Pfarrer Ernst sagte hinsichtlich der Entwicklung des historischen Hauses: „Der ehemalige Bewohner würde sich freuen zu sehen, was aus dem Haus geworden ist.“ Ein „neuer Blickfang und zwar mittendrin“ sei die Schneidinger Mitte, sagte Landrat Josef Laumer. „Die Zeit und die Mühen haben sich gelohnt.“ Das sanierte Gebäude spiegele das Motto der Gemeinde „Wachsen mit Werten“ sehr gut wider, da dadurch ein altes Gebäude erhalten werden konnte und zugleich neu genutzt werde. Die Schneidinger Mitte zeige, dass sich Geschichtliches und Modernes nicht ausschließen, sondern sich ergänzen können, so Laumer.

Dieses Projekt bewerkstelligt nach Ansicht von Landtagsabgeordneten Josef Zellmeier, dass „die Gemeinde eine Zukunft hat“. Was sich nun in der Mitte des Ortes befindet wie ein Zahnarzt oder eine Bank, das gebe es durchaus nicht mehr in jedem Dorf, sagte Zellmeier bei der anschließenden Feier im Gasthaus Krinner. Er überreichte Bürgermeister Seifert das Wappen des Landtages. Wie ein 100-Meter-Lauf habe man das Projekt in Oberschneiding begonnen, verglich Peter Aigner, Bauoberrat vom Amt für Ländliche Entwicklung. Dann aber habe man gemerkt, „es könnte ein Marathon werden“. Daher sei es nötig geworden, tief durchzuatmen und einen Plan für die umfassende Dorferneuerung zu entwickeln. Denn auch beim Laufen brauche man einen Plan, wohin es gehen solle. Im Rahmen der einfachen Dorferneuerung hatte das Amt für Ländliche Entwicklung bereits 200.000 Euro für das Projekt bereitgestellt. Nun wird auf eine umfassende Dorferneuerung umgestellt. „Ich freue mich schon auf den Marathon“, fügte Aigner an.

Roland Schneider und Elke Eiglmaier vom Planungsbüro Willi Schlecht aus Straßkirchen konnten stellvertretend für diesen eine Überraschung an den Bürgermeister überreichen: einen eigens für die Schneidinger Mitte gestalteten Entwurf einer Briefmarke. Darauf ist das neu gestaltete Haus vor strahlend blauem Himmel zu sehen. Im Anschluss stellten sich alle Unternehmen, die nun in dem Oberschneidinger Geschäftshaus eingezogen sind und dort ihre Arbeit aufnehmen, kurz vor.

Text + Fotos: Straubinger Tagblatt (rom) 

 

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