Selbständig wohnen und den Alltag meistern
„Nicht alle unsere Bewohnerinnen und Bewohner brauchen eine intensive Rund-um-die-Uhr-Betreuung“, erklärt Patrick Uhl, Einrichtungsleiter des Antoniusheim Münchshöfen der KJF. Im September 2010 habe man deswegen eine Verselbständigungsgruppe eröffnet. Die Arbeit in dieser Gruppe hat gezeigt: Einige der Bewohnerinnen und Bewohner bewältigen ihren Alltag nahezu selbständig. Für sie wurde eine Immobilie mit guter Infrastruktur gesucht und mitten in Straßkirchen gefunden.
Den Segen für das neue Zuhause für insgesamt fünf Bewohnerinnen und Bewohner spendet Pfarrer Dr. Peter Maier. KJF-Direktor Michael Eibl stellt heraus: „Menschen mit Behinderung gehören in die Mitte unserer Gesellschaft. Die Katholische Jugendfürsorge erreicht mit ihren inklusiven Wohnangeboten die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Leben in der Gesellschaft.“ Gerade sie sollten entscheiden können wie und wo sie wohnen und leben möchten. „Die KJF unterstützt die Inklusion mit differenzierten Wohnformen und das schon seit Jahren“, so Eibl, „in unseren Appartements, Wohngemeinschaften und Wohngruppen oder im ambulant betreuten Wohnen arbeiten erfahrene Fachkräfte. Sie unterstützen und begleiten die Bewohner – gleich in welcher Wohnform – professionell und im jeweils erforderlichen Umfang.“
Beste Rahmenbedingungen für inklusives Wohnen.
Das Einfamilienhäuschen aus den 50er Jahren hat einen schönen Garten und was das Beste daran ist: es liegt zentral in Bahnhofsnähe, fußläufig sind Ladengeschäfte, Ärzte und Vereine zu erreichen. Die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ist optimal. Beste Rahmenbedingungen also für ein inklusives Wohnen und Leben von Menschen mit Behinderung mitten in der Gesellschaft.
Der Vermieter des Hauses, Herr Alfred Ring, nahm einige Umbauarbeiten vor, setzte eine zusätzliche Wand und Tür ein. So entstanden fünf Zimmer für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner. Seit August haben bereits drei Frauen unterschiedlichen Alters das Haus bezogen. Sie leben dort selbständig und machen das richtig gut. Ein wenig Hilfe bei der Mahlzeitenvorbereitung und beim Einkaufen nehmen sie gerne in Anspruch. Damit sie rechtzeitig in die Arbeit kommen, werden sie manchmal erinnert, dass es jetzt an der Zeit ist. Und wenn es mit der Freizeitplanung mal nicht so hinhaut, bekommen sie Unterstützung von ihren Betreuerinnen.
Alltag in der Bahnhofstraße 4.
Zwar haben die aktuell drei Bewohnerinnen (Christiane Dengler, Roswitha Heinzl, Barbara Horschig) eigene Zimmer, gefrühstückt wird aber unter der Woche gerne gemeinsam. Um 7:25 Uhr geht es dann mit dem Bus in die nahe gelegene Werkstatt St. Josef. Der Arbeitstag mit Heimfahrt dauert bis etwa 16:30 Uhr. Dann wartet der Haushalt und es fallen Gruppenaufgaben wie Küchendienst, Treppenhaus reinigen oder Bad putzen an. Wer möchte, geht in den Supermarkt um die Ecke einkaufen. Beim gemeinsamen Abendessen gegen 18:00 Uhr tauschen sich die Damen über ihren Tag aus und planen, was ansteht.
Am Wochenende wird ausgeschlafen und es gibt Brunch. Ein Stadtbummel, ein Kinobesuch oder auch Gartenarbeiten stehen auf dem Programm. Nicht selten finden Treffen und gemeinsame Unternehmungen mit anderen Bewohnern aus dem Antoniusheim statt. Der Alltag in der Bahnhofstraße 4 hat sich schon eingespielt.
„Vorurteile und Ängste gegenüber Menschen mit Behinderung werden vor Ort abgebaut.“
Das, so meint Einrichtungsleiter Patrick Uhl, sei der entscheidende Vorteil inklusiver Wohnformen. Sie ermöglichen Kontakte und Beziehungen. Ein Gespräch über den Gartenzaun etwa, ein Ratsch beim Anstehen an der Kasse oder die gemeinsame Mitgliedschaft in einem Verein. „Diese Außenwohngruppe hat das Angebot des Antoniusheim inklusiv erweitert“, so Uhl. Drei Fachkräfte sind dort in der Betreuung tätig. Sie achten auf die Einhaltung der Tagesstruktur und unterstützen bei alltäglichen Aufgaben, wenn erforderlich. Der Schwerpunkt liege mehr in der sozialen Betreuung und Begleitung bei individuellen Problemen, verdeutlicht Uhl.
Aus Sicht der der Bewohnerinnen ist am besten: „Normal“ zu leben in einem Haus wie alle anderen Menschen auch.“ Sie genießen ihre Selbständigkeit und ihr neues Zuhause.
Unser Bild von der Einweihung: (von links) Betreuer Günter Petzko; Bewohnerin Roswitha Heinzl; Michael Eibl, Direktor der KJF; die Bewohnerinnen Christiane Dengler und Barbara Horschig; Pfarrer Dr. Peter Maier; Bezirksrätin und Behindertenbeauftragte Hannelore Langwieser; Ewald Seifert und Eduard Grotz, Bürgermeister von Oberschneiding und Straßkirchen und Einrichtungsleiter Patrick Uhl vom Antoniusheim.
Text + Foto: A. Meinzinger