Antoniusheim verabschiedete Einrichtungsleiter Gerhard Schill

Weiter auf einem guten Weg!

Antoniusheim Münchshöfen verabschiedete Einrichtungsleiter Gerhard Schill

Gerhard Schill nahm mit einem guten Gefühl Abschied von den Bewohnerinnen und Bewohnern, den Kolleginnen und Kollegen. Der Grund: Die Einrichtung hat sich gerade in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt und zeichnet sich durch ihr modernes, den Menschen zugewandtes Konzept aus. An der offiziellen Verabschiedung durch KJF-Direktor Michael Eibl nahmen Trägervertreter, Netzwerkpartner, Freunde und Förderer des Hauses teil.

Daran hat Gerhard Schill beharrlich gearbeitet: wenn es auch nicht immer leicht war, so ist es ihm in den 15 Jahren, in denen er das Wohn- und Pflegeheim leitete, gelungen, die Einrichtung nach aktuellen Standards aufzustellen. „Wir mussten die konzeptionelle Entwicklung vorantreiben, um das Niveau vergleichbarer Einrichtungen der Behindertenhilfe zu erreichen“, erklärte Schill. Dem von Franziskusschwestern geführten Heim ging es gut, erinnerte sich der Einrichtungsleiter an die Zeit in den 90er Jahren. Er begann, als er 1997 seine Arbeit in der Einrichtung antrat, die konzeptionelle Entwicklung voranzutreiben.

Lebensweg im Kaleidoskop

Schon in seiner Ausbildung zum Speditionskaufmann traf er auf  Menschen am Rande der Gesellschaft, straffällig Gewordene. In Zeiten der Vollbeschäftigung war es schwierig Arbeitskräfte zu finden, die sich bei schlechter Bezahlung den körperlich anstrengenden Tätigkeiten stellten. Manchmal musste er Fahrer aus den Federn und vors Steuer bringen, sie zur Arbeit motivieren. Er lernte familiäre Verhältnisse kennen, „man schlug die Hände über den Kopf zusammen”. In dieser Zeit lernte er Sozialarbeiter des Caritasverbandes Weiden/Opf. und mit Ihnen den Sozialbereich kennen. „Das war die Initialzündung“, meinte Schill, auch wenn ihn sein weiterer beruflicher Weg zunächst in ganz andere Welten führte. Während seiner Tätigkeit beim Bundesgrenzschutz wurde er für das Auswärtige Amt abgestellt. Es folgten zwei absolut spannende Jahre in Genf und Moskau. Hierbei kam er mit Koryphäen für die Themen Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) und der deutschen Ostpolitik in Berührung. „Das war hochinteressant politisch gesehen. Ich habe diese komplett andere Welt hautnah miterlebt“. Doch Gerhard Schill blieb nicht in dieser Welt. Er entschloss sich zu einer „Kehrtwendung“. Warum – diese Fragen stellten ihm seine Kommilitonen im Sozialpädagogikstudium immer wieder. Die Antwort erahnen wir, wenn Gerhard Schill heute auf eine andere Frage antwortet: „Man kriegt in der Sozialarbeit so viele Emotionen zurück. Eine spontane Umarmung, ein dicker Kuss – das wird mir fehlen, ebenso der tägliche Kontakt zu unseren Bewohnern und Mitarbeitern“.

Mit 60 Jahren beginnt nun die Freistellungsphase seiner Altersteilzeit und Gerhard Schill hatte das lange geplant – noch bevor ihn eine Tumorerkrankung aus der Bahn zu werfen drohte. Doch, wie so oft in seinem Leben, hat sich alles gut gefügt. Und er ist unendlich dankbar für die wieder gewonnene Gesundheit, für die bevorstehenden Jahre, die er für Reisen mit seiner Frau und für ehrenamtliches Engagement etwa in der Pfarrgemeinde nutzen will. „Ich werde der Behindertenarbeit erhalten bleiben“, ist sich Schill sicher. Das alles ist gut möglich, denn die drei erwachsenen Kinder sind versorgt und, was Gerhard Schill darüber hinaus am Herzen liegt: Das Antoniusheim „steht gut da“ und ist bei seinem Nachfolger Patrick Uhl in sehr guten Händen.

Meilensteine und Erfolge

Träger des Antoniusheimes war bis 2006 der Bischöfliche Stuhl in Regensburg. Bereits 2003 gab die Kooperation mit der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. wichtige fachliche und organisatorische Impulse. 2006 übernahm die KJF die Trägerschaft. „Ein Meilenstein in unserer Entwicklung“, meinte Schill, denn damit kam das gesamte Know-How des Fachverbandes der Einrichtung zugute. Schill intensivierte die Qualifikation seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, implementierte mit ihnen ein Qualitätsmanagement-System. Gemeinsam gelang es einen hohen Qualitätsstandard in den Bereichen Wohnen, Pflege und Beschäftigung für die etwa 100 Bewohnerinnen und Bewohner zu erreichen.

In den Folgejahren differenzierte Schill das Angebot weiter aus – es sollte insbesondere auch eine jüngere Zielgruppe ansprechen; der Altersdurchschnitt der Betreuten lag zuvor bei 66 Jahren. Seine Bemühungen hatten ein Ziel: die Einrichtung zukunftsfähig zu gestalten. 2001 wurde das Konzept für die Förderstätte angepasst, weitere Strukturen wurden verändert, er installierte eine mittlere Führungsebene. Heute kann Gerhard Schill sagen: „Wir haben dank dem Engagement der Mitarbeiter ein Niveau erreicht, das sich bayernweit sehen lassen kann.“

In besonderer Erinnerung ist dem scheidenden Einrichtungsleiter der Euthanasiegedenktag 2010, mit dem Träger und Einrichtung der Euthanasieopfer gedachten. 1941 wurden Bewohnerinnen und Bewohner des Antoniusheim über die Bezirkskrankenhäuser Mainkofen und Regensburg in die Vernichtungsanstalt der Nationalsozialisten Schloss Hartheim abtransportiert. Daran zu erinnern und die heutigen Bewohner teilhaben zu lassen, war Schill ein Anliegen. „Das ist unser gesellschaftlicher Auftrag und unsere Verantwortung“.

Abschied mit guten Aussichten

„Unser Ruf und der Zuspruch aus der Region haben sich im Laufe der Zeit sehr gut entwickelt“, erklärt Schill. Den örtlichen Gegebenheiten einer Randlage zum Trotz ist es gelungen, die Bevölkerung in Oberschneiding in die Einrichtung zu holen und umgekehrt die Bewohner in die Gemeinde. Auch darauf dürfen die Mitarbeiter des Antoniusheimes stolz sein. Veranstaltungen wie das jährliche Sommerfest oder das Nachtcafe mit Künstlern aus der Region sorgen regelmäßig für ein volles Haus. Und wann immer es sich anbietet, nehmen die Betreuten aus dem Antoniusheim an den Festen der Gemeinde teil.

„Unser Haus ist auf einem guten Weg, gut nachgefragt. Die Leistungen unserer Mitarbeiter, unsere Betreuung und Pflege finden Anerkennung – das soll so weiterlaufen und sich weiterentwickeln“, wünscht sich Gerhard Schill für die Zukunft. Die Inbetriebnahme der ausgelagerten Wohngruppe in Straßkirchen in den nächsten Wochen zeigt einen Weg in die Zukunft. „Es hat uns immer vorgeschwebt, das Wohnangebot noch weiter auszudifferenzieren“, sagte Schill. Manche Bewohner brauchen die Heimstruktur, andere könnten selbständig und selbstbestimmt in der Gemeinde leben.

Gerhard Schill dankte  Direktor Michael Eibl für die Laudatio, Landrätin Christa Heisinger und stellv. Bürgermeister Ernst Forster für die Grußworte, Geschenke und Glückwünsche, den Kolleginnen und Kollegen der KJF für deren Unterstützung und vor allem den Bewohnern und Mitarbeitern des Antoniusheimes für deren Mitwirkung, Enthusiasmus und  Engagement, den Grundlagen der Erfolge des Antoniusheimes.

Abgerundet wurde die gelungene Veranstaltung mit Musikeinlagen des Mitarbeiter-Chores unter der Leitung von Patrick Uhl.

von links: Johannes Magin, Abteilungsleiter Teilhabeleistungen; Gerhard Schill, Angelika Schill und Michael Eibl, Direktor der Kath. Jugendfürsorge Regensburg

von links: Johannes Magin, Abteilungsleiter Teilhabeleistungen; Gerhard Schill, Angelika Schill und Michael Eibl, Direktor der Kath. Jugendfürsorge Regensburg

Mitarbeiter-Chor unter der Leitung von Patrick Uhl (rechts)

Mitarbeiter-Chor unter der Leitung von Patrick Uhl (rechts)

Text + Foto: A. Meinzinger

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