Es ist ein faszinierendes Projekt, das auf den Bauplänen bereits deutliche Konturen angenommen hat: das IT- und Bildungszentrum. Lange wird es nicht mehr dauern, dann wird es auf dem Gelände des ehemaligen Lagerhauses auch für die Oberschneidinger sichtbar werden. Das Konstrukt ist komplex. So werden in dem etwa 750 Quadratmeter großen Gebäude etwa 600 Quadratmeter von Efeu genutzt. Die restlichen 150 Quadratmeter gehören der IT-Firma „Informare“, einer der bisher sechs Efeu-Netzwerkpartner aus dem Süddeutschen Raum.
Ideengeber und Vater
Der Oberschneidinger Bernhard Pichler, Eigentümer der Firma Informare, ist Ideengeber und somit der Vater von Efeu. Selbst in der IT-Branche tätig, sah er früh die Notwendigkeit für ein Gründerzentrum, in dem IT-Firmen mit einem gemeinsamen Ziel forschen: Sie wollen die Bedienungsfreundlichkeit (Usability) von Produkten der Informationstechnik verbessern. Mit Bürgermeister Seifert fand er schließlich einen Mitstreiter, der sich, von der Idee ebenfalls begeistert, um die Rahmenbedingungen kümmerte: einen Träger, den Forschungscampus Informatik der Uni Passau, das Grundstück und die gemeindliche Genehmigung.
„Wir denken an maximal 15 bis 20 Firmen, die natürlich zur IT-Branche gehören müssen.“ Was Seifert dann beschreibt, ähnelt im weitesten Sinn den bestehenden Kompetenz- und Gründerzentren in der Stadt Straubing – allerdings im ITBereich.
Eine Besonderheit ist auch, dass der jeweilige Firmensitz der Netzwerker beibehalten werden kann, dafür deren Mitarbeiter jederzeit freie Räumlichkeiten zur Verfügung stünden. Dadurch könnten diese während ihrer Forschungen vor Ort eng zusammenarbeiten.
Neben den Netzwerkpartnern könnten sich zudem fremde IT-Firmen in einem der freien Büros im ersten Stock einmieten. Dies sei für ein halbes bis ein Jahr sogar mietfrei möglich, da das EU-Leaderprogramm das IT-Zentrum mit 50 Prozent fördere. Diese freien Büroflächen seien nur für die Netzwerkfirmen oder Unternehmen gedacht, die mit Efeu kooperieren. Deshalb sei es wichtig, dass stets freie Büros zur Verfügung stünden. „Wäre von Anfang an alles belegt, dann hätten wir keinen Platz für den Aufbau der Bildungseinrichtung.“
„Es gibt keinen Raum im IT-Zentrum, der von Efeu nicht genutzt wird, aber es gibt einen Raum, der auch fremdgenutzt werden kann“, versucht Seifert, das Konzept in einfachen Worten zu erklären. Fremd bedeute jedoch lediglich, dass dort Veranstaltungen stattfinden könnten, die nichts mit IT zu tun haben. So könnten in dem bestens ausgestatteten Raum beispielsweise Vereine, Verbände, Vhs und auch die Pfarrei spezielle Vorträge oder aber Unternehmen ihre Mitarbeiterfortbildungen abhalten.
Theorie in Praxis umsetzen
Ein weiterer Nutzer-Pool seien Studenten der Deggendorfer Fachhochschule (FH). Ihnen soll im ITZentrum die Möglichkeit gegeben werden, das an der FH theoretisch Gelernte in der Praxis bei den Netzwerkpartnern umzusetzen. „Studenten brauchen Praktikumsplätze in der Wirtschaft, im Gegenzug fließt FH-Wissen in den Firmen-Pool.“ Mit im Boot sei auch die IT-Schule in Plattling, erzählt Seifert. „Gemeinsam wollen wir in Oberschneiding einen Bildungsstandort etablieren, der zumindest in Niederbayern seinesgleichen sucht.“
Netzwerkmanager vor Ort
enn es nach dem Bürgermeister geht, kann es mit dem Bau des Zentrums los gehen. Derzeit finden die Ausschreibungen statt, Ende dieses Jahres könnte Bernhard Pichler mit seiner Firma und den Mitarbeitern bereits ins IT-Zentrum umziehen. Bis dahin wird der neue Netzwerkmanager Philipp Makeschin noch von Passau aus versuchen, das Netzwerk aufzubauen. Danach zieht auch er nach Oberschneiding um. „Wenn die Stelle verlängert wird.“ Diese werde vorerst nur für ein Jahr über das ZIM-Programms (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand) gefördert.
Die Gemeinde kostet das IT- und Bildungszentrum 730000 Euro – abzüglich aller Fördermittel. Neben der Hauptförderung durch Leader (EU-Mittel) von 473000 Euro erhält die Gemeinde auch eine Förderung vom Amt für ländliche Entwicklung. Und auch der Landkreis reiht sich bei den Geldgebern ein, hat der Wirtschaftsausschuss doch dem Kreistag empfohlen, das Projekt in den ersten fünf Jahren mit jeweils 36000 Euro zu unterstützen.
Für Oberschneiding seien die Kosten kein Problem, sagt Seifert. Schließlich könnten hierfür diejenigen Gelder verwendet werden, die ursprünglich für das Projekt „Schneidinger Mitte“, das auf Eis liegt, vorgesehen waren. „Wir haben alle Steine größtenteils beiseite geräumt“, sagt Seifert. Jetzt freue er sich auf das Wachsen des IT-Zentrums. „Wenn alles so klappt, wie wir uns das vorstellen, dann profitiert davon die ganze Region.“