Hochinteressanter Vortrag von Prof. Dr.-Ing. Berthold Bäuml bei der Frauenunion
Fasziniert, aber auch sehr ernüchtert waren die Zuhörerinnen und Zuhörer bei der Veranstaltung der Frauenunion mit Vortrag von Prof. Berthold Bäuml zum Thema „Intelligente Roboter, Schlüsseltechnologie für die Zukunftsfähigkeit Bayerns“. Bäuml ist einer der renommiertesten Professoren im Bereich der intelligenten Robotik weltweit, und seine Arbeiten wurden national und international vielfach ausgezeichnet. Er ist Leiter des „Autonomous Learning Robots Lab“ am Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Chef eines gemeinsamen Anwendungslabors mit der Technischen Hochschule Deggendorf sowie Dozent an der Technischen Universität München (TUM). Bäuml entwickelt mit seinem Team eine Roboterhand, die technologisch weltspitze ist, aber droht nach China abzuwandern, weil die Abläufe in Bayern zu langsam sind. Fasziniert waren die Zuhörer von den Chancen, die die Verbindung von lernender KI (Künstliche Intelligenz) mit fortgeschrittener Robotik bietet, sichtbar enttäuscht von der Trägheit, mit der Deutschland und auch Bayern auf diesem so wichtigen Feld agieren.
Riesiges Marktpotential
Denn in der intelligenten Robotik liege unzweifelhaft ein wesentlicher Schlüssel zur Lösung des Fachkräfteproblems weltweit. Die Industrie, aber auch sämtliche anderen Bereiche wie Handel und etwas weiter in die Zukunft gedacht auch Handwerk und der Sektor der Dienstleistungen könnten ganz wesentlich von den Fähigkeiten dieser „modernsten Maschinen“ profitieren. Diese Technik hat nach Bäumls Überzeugung nicht nur höchste Bedeutung für den künftigen Wohlstand Deutschlands, sondern kann perspektivisch auch die Lösung für den immer drängenderen Pflegenotstand sein mit dem Service-Roboter als Hilfe für Ältere. Deutschland und allen voran Bayern seien in der Vergangenheit weltweit führend in der Robotik gewesen. Der Vorsprung sei aber immer weiter zusammengeschmolzen. Einzig bei der intelligenten Roboterhand sei Bayern noch Weltspitze, so habe diese auch das größte deutsche Wirtschaftsmagazin „Wirtschaftswoche“ erst kürzlich als „Game-Changer“ bezeichnet. Die Hand und die KI-Methoden, die Bäuml und sein Team entwickeln, seien z.B. weltweit als einzige in der Lage, in nach unten geöffneter Position, Gegenstände geschickt in der Hand zu bewegen, ohne sie fallen zu lassen – eine Aufgabe die selbst die ChatGPT-Firma OpenAI als zu schwierig aufgegeben hatte. Außerdem sei eine Feinfühligkeit und Geschicklichkeit erreicht worden, die erstmalig die der menschlichen Hand nahekäme. In dieser Technologie stecke ein Marktpotential, das um ein Vielfaches höher sei als z.B. der Wert der gesamten Automobilindustrie, wie etwa auch Elon Musk bei der Vorstellung seines Humanoiden (Roboter mit Armen, Beinen und v.a. Händen) betont habe. Um auch zukünftig in diesem hochinnovativen Feld erfolgreich zu sein, brauche es aber moderne und schlanke Forschungsstrukturen mit höchstmöglicher Eigenverantwortung für die Forschenden und einer effizienten Verwaltung. Große Einheiten dagegen seien in aller Regel eher schwerfällig und verlören sich oft in Hierarchien und Prozessen. Also gerade in der innovativen Spitzenforschung eher Startup statt Großkonzern. Inzwischen hätten andere Länder hier ausgezeichnete Hausaufgaben gemacht. So heiße es z.B. bei den Amerikanern und den Chinesen: „Hier haben Sie eine Top-Forschungsumgebung und Geld. Und jetzt machen Sie. Niemand redet Ihnen drein“.
Moderne Strukturen nötig
Bürgermeister Ewald Seifert, der sich seit mehr als zwei Jahren darum bemüht, Prof. Bäuml und die KI-Roboterhand für die heimische Wirtschaft in Bayern zu halten, zeigte sich offen verärgert über die Trägheit, die er in dieser Zeit erleben musste. „Die Chinesen schnappen sich hochwertigste Technik, und wir sitzen da und schauen zu. Wir leisten keinerlei Widerstand und glauben tatsächlich, wir könnten uns das auf Dauer leisten. Wir haben aus dem KUKA-Desaster offensichtlich nichts gelernt. Bis auf die Hand ist schon alles an in Bayern erforschter Roboterspitzentechnologie weg – gerade ging ja auch noch Franka Emika an China – und man kann sich denken, dass auch Prof. Bäuml aufs heißeste umworben wird. Mit der Weltspitze in dieser Produktionstechnik-Hochtechnologie werden unser Wohlstand und mit ihm unsere Freiheit verschwinden“, so Seifert überzeugt. Ministerpräsident Markus Söder habe dies sehr wohl verstanden und im Januar einen gemeinsamen, schlanken und effektiven („wir machen was Gscheids“) Forschungscampus Garching-Oberschneiding versprochen. Diese Entscheidung sei absolut richtig gewesen. Was aber im vergangenen dreiviertel Jahr passiert sei, sei nur eine Spur von nichts entfernt. Das sei definitiv zu wenig. Er werde sich deshalb nochmals an Ministerpräsident Söder wenden, denn „bisher hat er immer gehalten, was er versprochen hat“ und daran, so Seifert, habe er auch hier nicht den geringsten Zweifel. „Aber wir sind viel zu langsam“. Die Konkurrenten liefen Bayern den Rang ab. Das müsse sich schnellstens ändern, „denn die Chinesen treiben uns die Schlafmützigkeit schon aus. Aber wenn uns nichts mehr gehört, dann ist es zu spät“, so Seifert.
Zum Abschluss bedankte sich die Vorsitzende der FU Oberschneiding Katrin Geiger herzlich für den außerordentlich interessanten Vortrag und lud zum gemütlichen Teil bei Kaffee und Kuchen ein.
Text und Bild: Michaela Bernhard