„Niederbayern kann Mobilitätsregion der Zukunft werden!“

Podiumsdiskussion zum Thema „Chancen & Risiken der BMW-Ansiedelung für die regionale Wirtschaft“ – große Resonanz – Veranstaltung hat Nerv der Unternehmen getroffen

Gut 130 Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik hatten sich auf dem Gelände der „schambeck group“ im Gewerbegebiet Oberschneiding/Siebenkofen eingefunden, um über die Chancen und Risiken der BMW-Ansiedlung im Landkreis zu diskutieren. Eingeladen hatten die CSU-Mittelstandsunion Straubing Stadt und Land sowie der Oberschneidinger Verein EF.EU. e.V. mit Vorsitzendem Christian Schambeck. Die fünf Podiumsteilnehmer waren sich einig: Die Transformation der Automobilindustrie – vom Verbrenner zum E-Auto – und die damit verbundene Ansiedelung von BMW in der Region wäre ein großer Gewinn für die Region als künftiges Zentrum der modernen Mobilität.

Am 24.09.2023 findet der Bürgerentscheid für die Straßkirchener Bürger und Bürgerinnen statt. Welche Auswirkung eine Ansiedelung aber auf die Region, den Regierungsbezirk, ja auf ganz Bayern hat, dass wollte die Mittelstandsunion in den Fokus der Podiumsdiskussion stellen. Nicht nur in Straßkirchen schlagen die Wellen hoch, auch in Berlin wird die Frage gestellt: „Wollt Ihr BMW nicht in Niederbayern?“, so MdB Alois Rainer. Sogar Kanzler Scholz habe sich jüngst auf der IAA (internationale Automobilausstellung) in München für BMW und für den Standort in Niederbayern ausgesprochen.

Alexander Kiy, Leiter des Werksaufbaus BMW in Straßkirchen, erläuterte kurz die Unternehmensentscheidungen für die Standortwahl Straßkirchen und das Bekenntnis zum Innovations- und Wirtschaftsstandort Bayern. Ausschlaggebend waren dabei auch kurze Wege und Anbindungen zu bestehenden Niederlassungen in Dingolfing, Regensburg und München. Zur Frage der Fachkräftewanderung erklärte Kiy, dass die 1.600 Arbeitsplätze am neuen Standort mit rund 70% aus bestehenden Mitarbeitern besetzt werden. Für den Bau eines Verbrenners würden wesentlich mehr Mitarbeiter benötigt als für den Bau eines E-Autos. Da die Verbrennerproduktion zwar nicht aufgegeben, aber in den kommenden Jahren deutlich zurückgefahren werde, würden zahlreiche Arbeitskräfte bei BMW frei. Im Jahr 2024 werden bereits 50 neue Auszubildende in Dingolfing, auch mit Perspektive für den Standort Straßkirchen eingestellt.

Der Wettbewerb um Fachkräfte und Auszubildende werde sich kurzfristig bei den mittelständischen Unternehmen sicherlich verschärfen, so Christian Dummer, Geschäftsführer der Straubinger Metallbau GmbH. Gleichzeitig sehe er aber in der Konkurrenz eine gute Chance, eigene innerbetriebliche Prozesse in Bezug auf Attraktivität als Arbeitgeber zu überdenken. Gerade auch die Schließung von Harmann, der Papierfabrik in Plattling oder der Verlagerung der Produktionsstätte der Niederwinklinger Firma TE Connectivity ins Ausland in jüngster Vergangenheit habe freiwerdende Fachkräfte und eine Auswirkung auf dem Arbeitsmarkt zur Folge.

Seit 20 Jahren bestehe nun schon die Forderung der dringend notwendigen Umgehung in Straßkirchen. Die Debatte um die Verkehrswegeplanung wurde nun durch die geplante BMW-Ansiedelung neu belebt! Und die Planungen laufen auf Hochtouren, Gutachten zum Verkehr und zum Naturschutz werden aktuell erstellt. Es wird zügig daran gearbeitet, Planungsprozesse zusammenzuführen um Baurecht zu schaffen, so MdL Zellmeier.

Wirtschaftsreferent des Landkreises Straubing-Bogen Martin Köck sieht in der Ansiedelung des Global Players einen klaren Vorteil für bestehende Betriebe und Unternehmen im Landkreis. Der Landkreis habe dafür zwei Jahre gekämpft, denn Wirtschaftsleistung und Wertschöpfung von BMW werden sich positiv auf den Landkreis auswirken. Obwohl der Standort Deutschland aufgrund der aktuellen Bundespolitik nicht mehr attraktiv ja sogar unternehmerfeindlich z.B. aufgrund der Energiepolitik sei, habe sich BMW für den Standort Bayern entschieden. Denn „BMW ist Bayern!“

Prof. Peter Schmieder von der THD Deggendorf sieht in der Ansiedelung des BMW-Werks in Straßkirchen eine weitaus größere Dimension an positiven Veränderungen. Denn der Landkreis könnte eine Art Modelregion für nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität werden, die verschiedenste Akteure aus Kommunen, Unternehmen, Verbänden und Organisationen und sogar aus der Wissenschaft mit ins Boot holt. Dabei habe Schmieder die Vision, ein sich wechselseitiges befruchtendes Netzwerk zu schaffen, das letztendlich auch mit dem menschlichen Wunsch nach individueller Mobilität und den Herausforderungen von Klimakrise und Umweltschutz in Einklang stehen soll.

Aus dem Zuhörerkreis bekräftige Steffen Schulz, Geschäftsführer der MER Metall-Elektro Recycling GmbH, die Forderung der Wertschöpfung der Firmen in der Region. Und Martin Ebner, Geschäftsführer der Strama Maschinenbau GmbH, wünscht sich faire Lieferketten und faire Wettbewerbe für alle.

BGM Ewald Seifert unterstützte die Bitte seines Irlbacher Bürgermeisterkollegen Armin Soller, alle persönlichen Kontakte zu nutzen, um für eine hohe Wahlbeteiligung der Straßkirchner zu werben. „Die, die dagegen sind, die gehen alle zur Wahl. Bei den Befürwortern ist das nicht ganz so selbstverständlich. Da könnten man sich auch denken, was sollte denn da schiefgehen, und schon ist es schiefgegangen“. Wer einmal gehört habe, wie der frühere Landrat Trapp (LKR DGF-Landau) über sprudelnde Gewerbesteuereinnahmen in Millionenhöhe berichtet, der denkt sich natürlich schon „das werden sich doch die Straßkirchener nicht entgehen lassen“. Aber nur die Stimme, die auch abgegeben werde, zähle, so Seifert, der abschließend auch dem Organisator Christian Schambeck zur sehr erfolgreichen Transformation des eigenen Unternehmens gratulierte. Nach den schwierigen Jahren, die die Zulieferer zu bewältigen gehabt hätten, stehe schambeck automotive mit rund 270 Mitarbeitern in drei Ländern glänzend da.

Christian Schambeck dankte allen Beteiligten für den regen Informationsaustausch und gab Alexander Kiy und dem Wirtschaftsreferenten Köck noch zwei Aufgaben mit auf den Weg: Die BMW group sollte zur Verkehrsentlastung ihren Speditionen feste Routen vorgeben und diese auch überprüfen und das Landratsamt einen „Regional Sourcing Tag“ ins Leben rufen.

Das Bild zeigt: Christian Schambeck (2.v.r.), Geschäftsführer der schambeck group und Vorsitzender des Vereins EF.EU. e.V. begrüßte im Gewerbegebiet Siebenkofen/Oberschneiding die Teilnehmer der Podiumsdiskussion: (v.l.) Prof. Peter Schmieder, Leiter des THD-Campus in Oberschneiding, Christian Dummer, Geschäftsführer der Straubinger Metallbau GmbH, MdL Josef Zellmeier, Alexander Kiy, Leiter des Werksaufbau BMW in Straßkirchen, Martin Köck, Wirtschaftsreferent des Landkreises Straubing Bogen, sowie MdB Alois Rainer als Podiumsmoderator und Vorsitzenden der CSU-Mittelstandsunion Straubing Stadt und Land

Text und Bild: Claudia Anzinger

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